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Meine Gedanken zum Weltfrauentag

Wie ich die Relevanz von diesem Tag verstanden habe

Es ist der 08 März, ich sitze gerade alleine in meinem Hotelzimmer, wische mich durch Instagram und wenn ich das nicht tue schaue ich hinaus aufs Meer. Zwei Dinge alleine sein und Meer und was geschieht bei mir: die Gedanken fangen an zu fliegen. Ich bin und war schon immer ein Kopfmensch und wenn ich etwas liebe dann ist es Nachdenken. Heute blitzen in meinem Kopf einige Dinge auf zum Thema Frau und Weltfrauentag, Feminismus und Gleichberechtigung. Genau diese sehr persönlichen Gedanken möchte ich mit euch nun teilen.

Ich dachte doch, ich bin so selbstbewusst

Ich möchte euch von einer Geschichte erzählen aus meinem Leben die sich immer wieder in meine Gedanken schleicht und die mir immer wieder vor Augen hält, dass ich falsch lag. Ich dachte immer ich bin super emanzipiert, ich bin selbstbewusst und stark, von Männern unterdrücken lassen? Nenene nicht mit mir. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen sehr offenen Freundeskreis und jeder ob Frau oder Mann bezeichnete sich als Feminist! Wenn jemand außerhalb Frauenfeindlich war dann wurde derjenige/diejenige in die Schranken gewiesen und verachtet - manchmal glaube ich, dass man genau in so einer Situation den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Über das Thema Feminismus hatte ich mir bis dato nie so recht viele Gedanken gemacht, bzw. wenn dann nur oberflächlich, mich hat es bis zu diesem Zeitpunkt nicht betroffen und deswegen war es für mich zwar existent aber nicht relevant.

Einem Fremden hätte ich eine gescheuert

Jetzt kommen wir zu dem spanenden Teil. Irgendwann, hat einer aus der Gruppe immer wieder angefangen mir meinen Po zu begrabschen. Das erste mal als alle betrunken waren, ich für meinen Teil dachte „Ja gut man ist betrunken, du willst ja jetzt auch keinen großen Aufstand machen, wir sind doch alle cool miteinander!“. Schon an diesem Punkt hätte ich inne halten sollen und sagen sollen, dass ist nicht in Ordnung, aber manchmal passiert es auch mir, dass ich durch die Gemeinschaft und das „Wir sind doch alle cool miteinander“ nicht als die „uncoole“ dastehen will die wegen so was einen Aufstand macht. Wäre es bei dem einen mal geblieben, dann hätte ich es akzeptiert, aber es ging immer weiter. Irgendwann ging die Hand dann selbst bei der nüchternen Begrüßung zum Po. Mein Freund und seine Freundin standen daneben und anstatt ihm jetzt eine zu scheuern war ich so perplex von der Situation, dass ich gar nicht wusste was richtig und was falsch war. Das einzige was ich wusste: ich fühle mich unwohl und ich weiß nicht was ich tun soll.

Mit etwas Abstand sieht man besser

Dass ich bei so einer Aktion nicht reagiere ist für mich sehr untypisch und in diesem Moment habe ich verstanden wie man sich als Frau fühlt wenn man „unterdrückt wird“. Ich habe oft nicht verstanden warum solche Frauen dem Typen nicht einfach eine knallen, ihn anschreien und ihn fragen was falsch mit ihm ist. Gerade ich, die immer von sich selbst gedacht hat sie ist so emanzipiert und stark, lässt so was mit sich machen und wenn ich daran zurück denke dann empfinde ich nur pure Abneigung gegenüber diesem Menschen und die Wut auf mich selbst, dass ich damals nicht richtig reagiert habe. Warum habe ich nicht richtig reagiert? Ich war unsicher, neuer Freundeskreis, man will dazu gehören, man will nicht die Spießerin sein, und augenscheinlich waren wir doch alle „Feministen“. Da alles unter dem Deckmantel des „Spaßes“ stand, wollte ich eben auch keine Spaßverderberin sein. Ist doch alles nur Spaß. Ich fand es aber irgendwie nicht lustig.

Hallo ich heiße „Spaß“ bin aber dennoch frauenfeindlich

Ich habe mich von dem Ganzen dann etwas distanziert und beobachtet. Ich bin große Beobachterin und wenn ich manchmal dann die Stille in der Ecke bin, dann heißt es nicht, dass ich unaufmerksam bin. Es blieb nicht beim „am Arsch rumgrabschen“ sondern es ging noch weiter „Bele kann nicht Autofahren, klar ist ja ne Frau“, „ah da kommt die Bloggerin die nix kann“, „ja in Wahrheit bist du auch Blond oder?“ und „ja große Brüste hat sie ja wenigstens“. Genau so etwas durfte ich mir anhören. Das kleine „haha nene nur Spaß nur Spaß“ dahinter legitimierte die Aussagen aber nicht, es war verletzend. Ich war aber nicht die Einzige, viele andere Frauen durften sich genau das gleiche anhören. Aber hat jemand was gesagt? Von den großen Feministinnen? Hat da jemand was gesagt?

Gleichberechtigung in den eigenen Reihen

Mir fällt in solchen Momenten immer die letzte Szene vom ersten Harry Potter Film ein (komischer Vergleich ich weiß). In dieser bekommt Nevil Longbottom die entscheidenden Punkte für Gryffindor um den goldenen Pokal zu gewinnen von Dumbledore mit den Worten „Es ist mutig sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber noch mutiger seinen Freunden!“.

Es ist sehr wichtig nach draußen zu schauen und dort für etwas zu kämpfen aber genau so wichtig ist es in den eigenen Reihen zu kämpfen und auf Missstände hinzuweisen. Ich bin da selbst noch nicht gut darin wie man an dieser Geschichte sieht aber ich habe daraus gelernt. Ich habe für mich aus diese Situation sehr viel herausgezogen und mich noch ein mal ganz neu definiert und meine Position und meine Ansichten neu überdacht.

Was habe ich daraus gelernt

Zum einen habe ich gelernt, dass man nicht mit jedem Menschen befreundet sein muss und ich für mich entscheiden muss, wer passt zu mir und wer nicht. Zum andern habe ich auch gelernt, dass wenn so etwas noch ein mal passiert ich anders reagieren werde, egal ob ich dann die Spielverderberin bin, die Zickige oder die Verklemmte, wir haben alle unsere Grenzen und wenn jemand diese Grenze nicht akzeptiert, dann kommt wieder der erste Punkt zum Einsatz, dann passt diese Person einfach nicht zu mir.

Mein Blickwinkel auf Feminismus und damit verbunden die relevanz des Weltfrauentags hat sich für mich dadurch auch noch ein mal verschärft. Es sind die kleinen Sachen die Nuancen, warum man noch nicht gleichgestellt ist, warum man Gesetze ändern, Frauenquoten einführen kann und dennoch Blondinenwitze gerissen werden. Unsere Gesellschaft muss genau so wie die Politik anfangen umzudenken und Dinge die so selbstverständlich sind abzulegen. Wir müssen unser eigenes Handeln und das Handeln der Menschen in unseren Kreisen beobachten, reflektieren und ändern damit wir alle Männer und Frauen gleichgestellt sind. Genau dafür ist der Weltfrauentag gut, um noch die Relevanz dieses Themas den Menschen noch ein mal ins Gedächtnis zu rufen und darüber zu sprechen. Nur durch Kommunikation, Diskussion und Interaktion können wir etwas bewegen.

(diese Geschichte steht sinnbildlich für die Diskriminierung von einem Geschlecht, tauscht mich gegen einen Mann aus und es wäre genau so schlimm und genau so blöd. Gleichberechtigung bezieht sich auf beide Geschlechter)

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